Der Zweck und die Mittel

Es gibt da so ein geflügeltes Wort: „Der Zweck heiligt die Mittel“… wird aber üblicherweise nur benutzt, wenn man mit zweifelhaften Mitteln einen vermeintlich guten Zweck erreichen will.

Wer weiß schon immer genau was wirklich richtig ist?

Ich stelle bei mir immer fest, dass ich bei den Dingen, die mir ganz nah sind, mit denen ich wirklich täglich beschäftigt bin, eher zögerliche Aussagen mache. Wo z.B. ist meine Schere? Da gibt es ein paar bevorzugte Stellen, aber ausnahmsweise kann sie auch… Tja, und bei anderen Sachen, der Weltpolitik z.B., da wüsste ich schon besser wie es richtig wäre.

Da ich reflektiere, macht mich sowas stutzig, bei mir selbst, aber auch weil ich mit „guten Ratschlägen“ von unqualifizierter Seite konfrontiert werde.

Was hat das nun mit „Mitteln“ und „Zwecken“ zu tun?

Ganz einfach: einen guten, sinnvollen Zweck kann man sachlich erklären, wenn der andere bereit ist zuzuhören. Man kann bei Nachfrage Rede und Antwort stehen, kann begründen, kann für ihn eintreten, braucht keine blumige Umschweife und keine beschönigende „Schminke“. Bedingung: der Andere muss bereit sein zuzuhören, wirklich interessiert sein, darf keine vorgefasste Meinung haben. Ein offenes vertrauensvolles Klima des Umgangs ist nötig.

Wer nun glaubt, er vertrete einen guten Zweck, hat aber kein Vertrauen in die oben beschriebene respektvolle Kommunikationskultur, der hat zwei Möglichkeiten: Er versucht es trotzdem mit respektvoller Kommunikation und riskiert im lauten Schreien „der Allgemeinheit“ unter zu gehen, oder er schreit mit. Dann würde er dies vermutlich mit „der Zweck heiligt die Mittel“ begründen.

Man kann auch mit richtigen Fakten manipulieren: Die Aussage: „In Deutschland wird alle 5 Minuten in einem Haushalt eingebrochen!“ und „Alle 400 Jahre wird im Durchschnitt in einem Haushalt eingebrochen“ beruhen auf den gleichen Zahlen und sind beide mathematisch richtig (siehe unten). Welchen Zweck ich verfolge, Versicherungen oder Alarmanlagen verkaufen, oder eine hysterische Panik der Bevölkerung verhindern, entscheidet über die Aussage, die ich wähle.

So kann man also auch argumentieren:

„Zeige mir die Mittel, die du wählst, dann sage ich dir welchem Zweck deine Handlungen verfolgen…“ und das nur bei „guten Zwecken“.

Wer einen weniger guten Zweck verfolgt, der möchte besser nicht bei Nachfrage Rede und Antwort stehen. Er setzt auf Emotionen, bei der Werbung z.B. da wird mit der „Liebe einer Mutter“ die „Extraportion Milch“ verkauft, oder in der Politik, da ist der „syrische Flüchtling“ schuld an allem was im Deutschen Sozialwesen nicht rund läuft.

Wir werden mit derart emotionaler Meinungsmache geflutet, so dass man vermuten könnte, da will niemand mehr sachlich bleiben und die Probleme anpacken. Schreien und die Schuld auf andere schieben ist ja auch einfacher, dann muss man sich selbst nicht ändern. Will ich aber wirklich was ändern, dann muss ich Verantwortung für mich und mein Handeln übernehmen, denn nur darüber habe ich wirkliche Macht.

Also: abschließende Aussage:

Ich möchte sachliche interessierte Gespräche über Glauben und Verantwortung über alle Religions- und Konfessionsgrenzen hinweg, vor allem auch weil ich glaube dass es ungemein wichtig ist, dass wir den Populisten nicht die alleinige Redefreiheit lassen dürfen, egal worum es geht.

Wenn die Klugen schweigen, manipulieren die Dummen die Masse und wir alle müssen es ausbaden.

Sabine Wernecke

Stand 10.1.2022

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